Oma Tana: Nähen für Neurodermitis-Patienten

Eva Marbach
Projekt
  

Menschen, die unter Neurodermitis, Nesselsucht (Urtikaria) oder anderen Hautkrankheiten leiden, haben oft Probleme, Kleider zu finden, die von ihrer Haut ausgehalten wird.

Vor allem die Nähte stellen oft einen erheblichen Reizfaktor dar, der zu vermehrtem Juckreiz und Ausschlag führt.

Dieses Problem kann man durch Selbernähen lösen, denn wenn man selber näht, hat man jede Menge Freiheiten.

Den wichtigsten Trick beim Nähen für Neurodermitis-Patienten kann man bei den Gewohnheiten vieler Betroffener abschauen, denn Hautkranke ziehen ihre T-Shirts oft falsch herum an, also mit den Nähten nach außen.

Wie schön, dass es heutzutage modern ist, Nähte nach außen zu tragen.

Wenn man sie in einer Kontrastfarbe näht, kann man sie sogar als Ziernaht betrachten.

Der Vorteil von selbstgenähten Kleidern mit Außennähten ist, dass man die linke Stoffseite nach innen tragen kann, so wie es eigentlich vorgesehen ist. So kann man auch gemusterte Stoffe verarbeiten, wenn man will.

Wenn man zusätzlich auf Säume verzichtet, was bei Jerseystoffen möglich ist, muss man die Overlock-Nähte versäubern.

Das geht am einfachsten mit einer Fangnadel. Man kann aber auch eine normale Stopfnadel nehmen.

Es gibt Schnitte und Situationen, die Außennähte verbieten.

Viele Menschen haben auch keine Overlockmaschine, mit der man die oben gezeigten Ziernähte nähen kann.

In diesen Fällen kann man die Nähte, wie gewohnt, auf der Innenseite nähen, aber ohne sie zu versäubern. Bei Jersey geht das problemlos, weil er nicht aufribbelt.

So werden auch Kleider mit Innennähten relativ reizarm.

Bei Coverlock-Säumen kann man die fadenreiche Nahtseite nach außen positionieren.

Das gilt heutzutage sogar als sehr chic und sportlich.

Stoffe für Hautpatienten

Die Wahl der Stoffe ist für Menschen mit Hautkrankheiten oft schwierig.

Dabei muss man berücksichtigen, dass verschiedene Menschen auch verschiedene Verträglichkeiten bei der Stoffauswahl haben. Es gilt also nicht für Jeden das Gleiche.

Wolle

Kaum ein Mensch mit Hautproblemen verträgt Wolle auf der Haut.

Am ehesten geht noch feine Merinowolle, aber auch die wird meistens bestenfalls als Mütze ertragen.

Unterwäsche aus Merino oder anderer Wolle, die bei vielen Outdoor-Fans und naturverbundenen Menschen sehr beliebt ist, ist für die meisten Hautpatienten völlig undenkbar.

Synthetikfasern

Bei Synthetik scheiden sich die Geister, was die Hautverträglichkeit angeht.

Manche Menschen haben geradezu eine Synthetik-Allergie und bekommen nach kurzer Tragezeit einen Ausschlag.

Andere Hautpatienten vertragen Synthetik am allerbesten.

Man muss auch zwischen unterschiedlichen Synthetikfasern unterscheiden.

Ältere Synthetik-Textilien sind meistens schlechter verträglich als moderne Gewebe.

Microfaser ist oft ziemlich beliebt.

Moderne Funktionsgewebe für Sportbekleidung wird auch von Vielen relativ gut vertragen, selbst von Menschen, die normalerweise gar keine Synthetik-Bekleidung aushalten.

Baumwolle

Baumwolle ist für viele Betroffene die Textilfaser der Wahl.

Sie wird im Allgemeinen besonders gut vertragen.

Unterscheiden sollte man dabei jedoch die Art der Verarbeitung der Baumwolle. Wenn sie grob verarbeitet ist, wirkt sie hautreizender als glatt und weich verarbeitete Baumwolle.

Weicher Jersey eignet sich oft besonders gut.

Viskose

Viskose ist eine Faser aus Naturmaterialien, die von den Meisten relativ gut vertragen wird.

Wie bei der Baumwolle kommt es auch bei Viskose darauf an, wie sie verarbeitet ist.

Wenn sie weich und relativ glatt ist, ist sie meistens auch ausreichend hautfreundlich.

Form der Bekleidung

Auch die Form der Kleider spielt bei Hautpatienten eine wichtige Rolle.

Die meisten vertragen nur weite Kleidung, die nirgendwo einengt.

Wichtig sind hierbei auch ausreichend große Armlöcher, dass der Armansatz nicht gereizt wird, wenn man sich bewegt.

Überflüssige Elemente, die drücken oder einengen, sollte man möglichst vermeiden.

Natürlich kann man auch mal verzierte und enger sitzende Kleidung anziehen, wenn man sich besonders schön machen will. Aber die meisten Betroffenen werden bei der ersten möglichen Gelegenheit wieder in ihre hautfreundlichen Kleider schlüpfen.