Oma Tana: Tretnähmaschine - so näht Oma (nicht mehr)

Eva Marbach
Projekt
  

Manche Leser suchen auf meiner Seite danach, "wie Oma näht".

Da heute mal wieder so ein heißer Tag ist, dass ich in den Keller flüchte, ist es eine gute Gelegenheit, mal nach meiner Tretnähmaschine zu schauen. Schließlich ist eine Tretnähmaschine ein echter Klassiker der alten Art zu nähen.

Noch davor wurde meistens von Hand genäht. Auch meine Urgroßmütter, meine Omas und teilweise auch meine Mutter nähten mehr oder weniger viel von Hand. Säume wurden beispielsweise noch in der Jugend meiner Mutter von Hand genäht, weil man so fast unsichtbar säumen konnte.

Aber nun zu meiner Tretnähmaschine:

Es handelt sich um eine Pfaff 80, damals wohl ein weit verbreitetes Modell, wenn man sich die Kleinanzeigen-Angebote im Internet anschaut.

Es ist aber auch eine relativ anachronistische Nähmaschine, denn als sie produziert wurde, gab es offenbar schon elektrische Nähmaschinen mit Zickzack und "Automatik", wie ich dem alten Handbuch entnehmen kann. Warum man sich damals noch eine Tretnähmaschine angeschafft hat, konnte ich bisher nicht herausfinden. Ob sie wohl billiger war als ihre elektrifizierten Konkurrenzprodukte?

Leider weiß ich nichts Genauses über das Baujahr meiner Pfaff 80. Ich vermute, es war irgendwann in den 50er und 60er Jahren.

Für eine Tretnähmaschine ist sie hochmodern, mit klappbarem Nähschrank, in zeitlosem Grau und mit elektrischer Beleuchtung.

Meine Schwiegermutter schenkte mir diese Tretnähmaschine. Nachdem ich zuhause ausgezogen war und mit Mann und Söhnen einen eigenen Haushalt hatte, musste ich eine Weile auf eine Nähmaschine verzichten, bis diese Spende meiner Schwiegermutter mich erstmals in den Besitz einer eigenen Nähmaschine brachte.

Die Maschine hat einen praktischen, klappbaren Nähtisch.

Ausgeklappt hat man viel Platz zum Nähen und eingeklappt nimmt der Nähtisch nicht viel Platz weg.

So ein klappbarer Nähtisch würde heute noch als modern und zweckmäßig eingestuft; er diente mir auch als Inspiration für meinen selbstgebauten Nähtisch. Für all die Jahrzehnte und die vielen Umzüge, die der Nähtisch schon mit mir mitgemacht hat, ist er super erhalten, was für seine Qualität spricht.

Wenn man die Klappen öffnet, sieht man die eingeklappte Nähmaschine.

Auf diesem Bild sieht man auch die Buchse für das Elektrokabel, mit der man das Nählicht betreiben kann. Leider fehlt mir das zugehörige Kabel.

Mit einem Handgriff kann man die Maschine hochklappen.

Ruckzuck steht sie da wie eine ganz normale Nähmaschine.

Es tut mir leid, dass ich hier keine wirklich altmodische Tretmaschine zeigen kann, ganz in schwarz und verschnörkelt, mit gußeisernem Tretgestell. Meine Tretnähmaschine ist halt supermodern - dafür, dass es sich um eine Tretnähmaschine handelt.

Bevor ich diese Maschine bekam, hatte ich mal eine echt altmodische Tretnähmaschine wieder flott gemacht. Sie galt als reines Zierstück, völlig unbrauchbar, aber mit ein paar Handgriffen arbeitete sie wieder sehr zuverlässig. Diese schlichten mechanischen Geräte sind einfach unverwüstlich. Das Einzige, was passieren kann, ist dass der Lederriemen zum Antrieb mürbe wird.

Hier sieht man den Tretmechanismus und das Antriebsrad mit dem Riemen.

Als ich die Maschine vorhin ausprobiert habe, konnte ich nur noch ziemlich holprig nähen. Mit ein wenig Übung und etwas Öl in den beweglichen Teilen würde es aber bestimmt bald wieder flutschen.

Durch zwei Löcher wird der Antriebsriemen nach oben geführt und dann über das Antriebsrad der Maschine.

Wenn man nähen will, dreht man zunächst am Maschinen-Antriebsrad, um den ganzen Mechanismus in Schwung zu bringen. Dann nimmt man den Rhythmus der Tretfläche auf und tritt auf und ab, um die Drehung weiter fortzuführen.

Bis man den Bogen richtig raus hat, muss man etwas üben, aber dann geht es ziemlich flott und unkompliziert.

So ein Tretantrieb war auf jeden Fall ein gewaltiger Vorteil gegenüber dem Handkurbeln noch älterer Maschinen. Immerhin hat man beim Tretantrieb ziemlich oft beide Hände frei, um den Stoff zu führen.

Ich war heute ganz erstaunt, wie problemlos ich mit dieser einfachen Nähmaschine wieder eine Naht nähen konnte. Nur ein bisschen putzen musste ich, aber technisch war sie völlig in Ordnung.

Am meisten gestört hat mich an dieser Maschine damals, dass sie keinen Zickzack-Stich und keinen Elastik-Stich nähen konnte. Das mit dem Tretantrieb hat mich weniger gestört.

Wie nähen Omas wirklich?

Dieser kleine Exkurs in eine alte Nähtechnik beantwortet allerdings nicht die Frage, wie Omas heutzutage nähen.

Natürlich weiß ich nicht, wie alle Omas dieser Zeit nähen. Omas gibt es ja auch in verschiedenen Altersstufen; mit unterschiedlich alten Enkeln und auch selbst sehr unterschiedlich alt, denn nicht jede Frau wird mit 40 oder 50 zur Oma. Bei manchen dauert es deutlich länger, bis sich Enkel ankündigen. Die Nähtechnik hängt aber natürlich nicht nur vom Alter ab, sondern auch vom Geldbeutel und der Beziehung zur Technik.

Ich vermute, dass viele Omas mit den Nähmaschinen nähen, die sie sich in jungen Erwachsenen-Jahren angeschafft haben, oder die sie zur Hochzeit geschenkt bekommen haben. Das dürften dann meistens normale elektrische Haushaltsmaschinen mit Zickzackstich und vielleicht ein paar Zierstichen sein.

Moderne Omas aber, die vor Technik nicht zurückschrecken, genügend Geld haben und oft genug nähen, schaffen sich aber früher oder später Overlock-Maschinen und dergleichen an, um die Nähmöglichkeiten der heutigen Zeit auszuschöpfen.

Ich persönlich habe noch lange mit meiner alten (elektrischen) Pfaffnähmaschine genäht, aber weil ich dann doch immer mehr nähte, habe ich mir dieses Jahr einen ganz neuen Maschinenpark zugelegt und bin sehr glücklich damit.